Antinukleäre Antikörper (ANA)

Kleiner Immunfluoreszenzatlas zur Autoimmundiagnostik

 

Werner Klotz

Universitätsklinik f. Innere Medizin II Innsbruck

 

Antikörper gegen Zellkerne:

Antinukleäre Antikörper (ANA) sind wesentliche Laborbefunde zur Klassifizierung von Autoimmunerkrankungen. Für die Bestimmung von ANA steht eine Reihe von Labortechniken zur Verfügung. Nach der letzten Empfehlung des American College of Rheumatology (ACR) von 2009 wird die indirekte Immunfluoreszenz (iIF) auf HEp-2-Zellen unverändert als Goldstandard empfohlen (Meroni & Shur. ANA screening: an old test with new recommendations. Ann Rheum Dis 2010;69:1420-2).

Die HEp-2-Zelle (humane Epithelzelle der Linie 2) als allgemein übliches Substrat zur Bestimmung von ANA zeichnet sich durch einen großen Zellkern und eine rege Zellteilung aus, sodass in den relativ wenigen Zellen auf einem Objektträgerspot alle Phasen des Zellzyklus gefunden werden können. Bei genauerer Analyse werden aber auf der HEp-2-Zelle nicht nur Antikörper gegen Zellkernantigene erkannt, sondern auch Antikörper gegen andere zelluläre Bestandteile, wie zum Beispiel Antigene, die nur in der Zellteilung auftreten oder Strukturen, die nur im Zytoplasma vorkommen. Seit Jahrzehnten hat sich der Begriff antinukleäre Antikörper (ANA) eingebürgert. Es besteht heute aber Einigkeit, dass alle auf einer HEp- 2-Zelle erkennbaren Muster beschrieben und am Befund angegeben werden sollten, auch wenn sie nicht strikt einem Zellkern-Antikörper entsprechen. Der Begriff anti-zelluläre Antikörper (ACA) würde diesen Befund besser beschreiben, aus verschiedenen Gründen ist der Beriff ANA-Test aber weiterhin in Verwendung. Die Methodik der Bestimmung dieser Antikröper ist mit der aktuelleren Bezeichnung HEp-2 Immunfluoreszenztest (HEp-2 iIFA) aber besser beschrieben.

 

Für lange Zeit galt der HEp-2 iIFA als subjektive und schwer zu standardisierende Methode. Nachdem diese von der ACR aber als Goldstandard empfohlen wird, gab und gibt es internationale Bestrebungen zur Harmonisierung der Methodik und Befundung, die in internationalen Empfehlungen zur Diagnostik mündeten:

 

Agmon-Levin et al. International recommendations for the assessment of autoantibodies to cellular antigens referred to as anti-nuclear antibodies. Ann Rheum Dis. 2014 Jan;73(1):17-23. doi: 10.1136/annrheumdis-2013-203863.

Herold et al. Internationaler Konsens zur ANA-Bestimmung – was ändert sich im deutschen Sprachraum? J Lab Med 2015; 39(3): 145–152- doi 10.1515/labmed-2015-0025 .

Chan et al. Report of the First International Consensus on Standardized Nomenclature of Antinuclear Antibody HEp-2 Cell Patterns 2014-2015. Front Immunol. 2015 Aug 20;6:412. doi: 10.3389/fimmu.2015.00412. eCollection 2015.

 

Die Beschreibung der Immunfluoreszenzmuster auf der HEp-2 Zelle auf meinen Seite orientiert sich am  internationalen Konsens für antinukleäre Antikörper (ANA)-Muster (ICAP). Auf den Internetseiten der ICAP finden sich Informationen zu den definierten Fluoreszenzmustern und weitere Beispielbilder dieser Muster. Alle nach ICAP definierten Muster können mit einem AC-Code identifiziert werden.

 

Antikörper gegen Antigene im Zellkern (true ANA, AC-1-14, AC-29):

Treten bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (systemischer Lupus erythematodes (SLE, 80-100 %), Mischkollagenose (100 %), Sklerodermie (SSC, 85-95 %), Sjögren Syndrom (SjS, 70-80 %)) auf. Daneben sind Antikörper gegen Zellkerne bei Lebererkrankungen mit autoimmuner Beteiligung ein regelmäßiger Befund, wie bei der autoimmunen Hepatitis (AIH, 25-33 %), primär biliären Cholangitis (PBC, 24-31 %). Gelegentliches Auftreten auch bei anderen Erkrankungen und in niedrigen Titern (<1:100) bei gesunden Testpersonen.

 

Antikörper gegen Bestandteile des Zytoplasmas (AC-15-23):

Nur wenige Antikörper gegen zytoplasmatische Antigene können einer bestimmten Krankheit zugeordnet werden, z.B. Antikörper gegen Mitochondrien, Aktinfasern, ribosomalem RNP, Jo1, PL-7 und PL-12.

 

Antikörper gegen mitotische Strukturen (AC-24-28):

Autoantikörper gegen Strukturen des Mitoseapparates oder gegen andere Zellzyklus-abhängige Antigene werden gelegentlich beim Screening auf antinukleäre Antikörper beobachtet, haben aber nur in seltenen Fällen  (Ak gg. NuMA) diagnostische oder klinische Bedeutung.

Stand kleiner Immunfluoreszenzatlas: 15.11.2018
Version dieser Seite: 10, letzte Änderung am 15.11.2018 um 09:26 Uhr